Bitcoin oder Gold: Was machen Institutionen mit Mitteln, die sie sicher anlegen möchten?
Analysten versuchen immer wieder Parallelen zwischen Bitcoin und Gold als sicheren Hafen in schwierigen Zeiten herzustellen.
Theoretisch funktioniert das auch, da sowohl Krypto-Vermögenswerte als auch Edelmetalle als makroökonomische Absicherung gegen Inflation und Wertverlust der Fiat-Währungen und der gängigen Wertpapiere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eingesetzt werden. Die Datenlage ist jedoch oft nicht klar und der Versuch direkte Korrelationen herzustellen, steht insgesamt auf unsicherem Boden.
Nehmen wir zum Beispiel den Kraken-Bericht vom Juni 2020. Die Krypto-Börse, die als erste ihrer Art eine US-Banklizenz erhalten hatte, stellte fest, dass sich die Bindung von Bitcoin an den Goldpreis abgeschwächt hatte, als Volatilität und Handelsvolumen zu Beginn des Jahres zurückgingen. Tatsächlich wies die Krypto-Börse am 8. September darauf hin, dass die Bitcoin-Rallye auf ein Monatshoch von 12.480 US-Dollar mit einem Ankauf der Kryptowährung durch den NASDAQ-Technologieriesen Microstrategy im Gegenwert von 250 Millionen US-Dollar zusammenfiel.
Zwei Wochen später legte der Anbieter mobiler Apps nach und kaufte für weitere 175 Millionen US-Dollar Bitcoin, womit sich der Gesamtbestand des Unternehmens auf 38.250 BTC erhöhte. Gründer Michael Saylor twitterte: „Am 14. September 2020 hat MicroStrategy die Akquisition weiterer 16.796 Stück Bitcoin zu einem Gesamtkaufpreis von 175 Millionen US-Dollar vorgenommen. Bis heute haben wir insgesamt 38.250 Bitcoin im Wert von 425 Millionen US-Dollar einschließlich Gebühren und Kosten erworben.“
Saylor hat am MIT studiert, was in diesem Zusammenhang sicherlich kein Zufall ist: Dieser technische Hintergrund war wohl einer der Gründe für sein Interesse an Bitcoin; ausschlaggebend für die Kursentwicklung war jedoch die Wertentwicklung im Verlauf des Jahres.
Bitcoin-Boom
Im Frühjahr 2020 zeigte Bitcoin eine starke Erholung, während Gold und Silber nur kleine Trippelschritte nach oben machten und Rohöl abstürzte. Für die Early Adopters war das ein Segen. Die Zahlen von Bloomberg bestätigen, dass Bitcoin in 2020 mit einem Plus von 66 % die mit Abstand beste Wertanlage war und Gold auf den zweiten Platz verdrängt hat. Die Kryptowährungen haben natürlich noch einen weiteren Vorteil, den Gold nicht bieten kann: Rendite.
Im Zuge der wachsenden Akzeptanz von DeFi-Angeboten (deutsch: dezentrale Finanzen) ergeben sich für Anleger diverse Möglichkeiten, ihre Coins anzulegen und dafür Renditen zwischen 6,8 % und über 12 % bei Stablecoins einzustreichen. Dies ist eine unglaubliche Rendite im Vergleich mit den 0,5 % oder weniger, die mit langfristigen US-Staatsanleihen erzielt werden können, oder mit der 0 % Rendite von Goldbarren, die irgendwo in einem Tresor eingelagert sind, wobei man natürlich auch mittels der beliebten ETPs (Exchange Traded Products) in Gold investieren könnte — die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand.
DeFi ist derzeit ein brandheißes Thema: Der Gesamtwert der intelligenten Verträge im Bereich der DeFi-Zahlungen und -Kredite übersteigt bereits 11 Mrd. USD, verglichen mit 691 Mio. USD vor neun Monaten. Dieser Sektor des Finanzwesens wird derzeit mit Geld überflutet. Noch interessanter als die Frage der Korrelation zwischen diesen beiden Wertanlagen wird es sein, welche Form in den nächsten Jahren die Überhand gewinnen wird?
Angesichts der Tatsache, dass mehrere große Volkswirtschaften jetzt mit negativen Zinssätzen operieren, zahlen die Anleger im Grunde genommen den Banken eine Prämie dafür, dass diese ihre Gelder sicher verwahren. Während die Zentralbanken ihre massiven quantitativen Lockerungsprogramme nochmals verstärken, dürfte Kapital sich auf der Suche nach Erträgen zunehmend von Staatsanleihen abwenden und tendenziell die Anlage in Bitcoin der Anlage in Gold vorziehen.
Die Goldpreise haben von den bisherigen Höchstwerten über 2.000 USD pro Unze nachgegeben und liegen nun bei 1.800 USD. Analysten wie die Bank of America gehen jedoch davon aus, dass diese Flaute nur vorübergehend sein wird. In einem flammenden Appell an die Zentralbanken wegen der Tendenz des schrankenlosen Gelddruckens, wiesen sie darauf hin, dass der Goldpreis innerhalb der kommenden 18 Monate auf 3.000 USD pro Unze steigen könnte. Saylor und Microstrategy? Hier zeigt sich eventuell der Scheitelpunkt einer Welle institutioneller Anleger, die nicht nur mehr Gold als sicheren Hafen ansehen, sondern der Auffassung sind, dass die weltweit bedeutendste Kryptowährung ebenfalls diese Funktion übernehmen könnte.
Ende September 2020 verweist eine Analyse der britische Tageszeitung The Guardian auf eine sich abschwächende wirtschaftliche Erholung in Großbritannien, noch bevor die gefürchtete „zweite Welle“ von Coronavirus-Infektionen einsetzt. Die Journalisten der Zeitung entnehmen aus der Sichtung der vorliegenden Daten, dass sich eine doppelte Rezession ankündigt, die selbst den Aktienportfolios von Großinvestoren schwer zusetzen und Pensionsfonds erneut in sichere Häfen treiben könnte.
Im Jahr 2012 erlebte Großbritannien die letzte doppelte Rezession und davor geschah die Katastrophe der 1970er Jahre.
Die wichtigste Frage für die Verwalter großer Vermögen ist immer: Wie komme ich finanziell einigermaßen unbeschadet durch eine Wirtschaftskrise? Wie der legendäre Investor Warren Buffett einmal bemerkte, lautet die absolute Regel Nummer eins beim Investieren: Verliere niemals Geld. Regel Nummer zwei? Vergiss niemals Regel Nummer eins.
Der 90-Jährige verlor während der Finanzkrise von 2008 23 Mrd. USD. Seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway – aktuelle Marktkapitalisierung über 500 Mrd. USD – musste sogar mit der Schande leben, das AAA-Rating von S & P verloren zu haben, was die Kreditaufnahme außerdem erheblich verteuerte. Finanzielle Katastrophen dieser Art sind bei Pensionsfonds und institutionellen Anlegern besonders gefürchtet. Das könnte ihnen angesichts einer nur äußerst langsam vorankommenden globalen Erholung mit jahrelanger Deflation, hoher Arbeitslosigkeit und vernichtenden Kursentwicklungen an den Börsen aber tatsächlich bevorstehen; eine rechtzeitige Absicherung ist deshalb besonders wichtig.
Diese Zukunftsprognose ist natürlich genau das, was auch der IWF wiederholt öffentlich gesagt hat. Sein World Economic Outlook ist im Verlauf des Jahres 2020 immer düsterer geworden. Der nächste Bericht wird in den nächsten Wochen erwartet. Es ist davon auszugehen, dass sich die Aussichten für globales Wachstum nicht unvermittelt bessern werden.
Größer, stärker, schneller
Antworten auf unsere Fragen könnten sich aus einigen wichtigen aufsichtsrechtlichen Anpassungen in den größten Volkswirtschaften der Welt ergeben. Nigeria weist mit mehr als 400 Mrd. USD das größte BIP Afrikas auf. Nur acht der 54 Nationen des Kontinents haben Menschen, die reich genug sind, um auf die Forbes Global Billionaires List zu kommen. Nigeria ist eine davon. Im September beschlossen die Aufsichtsbehörden des Landes Krypto-Vermögenswerte den Wertpapieren gleichzustellen. Bekanntermaßen führen klare Vorschriften zu mehr Innovationen und Investitionen. Die Schweiz ist mit ihrem altbewährten Bankensystem immer noch beliebt als Ort für die Deponierung großer Vermögen. Dort hat man in diesem Monat Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, die den Handel mit Kryptowährungen in geregelte Bahnen lenken sollen.
Ein durchgesickerter Bericht enthüllte Pläne der EU, bis 2024 einen europaweiten Regulierungsrahmen für Kryptowährungen einzuführen. In den USA einigten sich 49 Staatsbanken auf gemeinsame Regeln für den Umgang mit Kryptowährungen, und der Gesetzgeber etablierte mit dem Digital Commodity Exchange Act von 2020 das erste wirklich umfassende nationale Regelwerk für diese Kryptowährungen. Es ist zwar noch alles im Fluss, aber Bitcoin bewegt sich schneller als Gold. Ich habe eine klare Vorstellung davon, wie man gegenwärtig sein Vermögen absichern kann; ein gelbes Edelmetall spielt dabei aber keine Rolle mehr.
PRESSEKONTAKT
market port GmbH
Tim Schlautmann
Splieterstraße 27
48231 Warendorf
Website: www.marketport.de
E-Mail : schlautmann@marketport.de
Telefon: 02581/7894-553
Telefax: 02581/789-573