Hi-tech DIY – Hongkong fördert die kreative Zusammenarbeit

Ein breites Unterrichtsangebot von Holzarbeiten bis zu 3D-Druck sowie Co-Working-Arbeitsplätze für Kreative: Die „Makerspace“ Bewegung gewinnt in Hongkong immer mehr an Attraktivität.

BildDies nicht nur, weil die offenen Kreativräume eine erschwingliche Alternative für Selbständige und Jungunternehmer sind, sondern auch dem Nutzer helfen, Probleme im Zusammenhang mit der Etablierung neuer Konzepte und Produkte zu überwinden.

Ein Beispiel für solche Räume in Hongkong ist Dim Sum Labs, wo der „Maker Monday“ und „Hackjam“-Events Aktivitäten von Robotik und Programmieren bis Schablonendruck und Modellbau abdecken. MakerHive, ein weiterer Makerspace, verfügt bereits über sieben Niederlassungen, unter anderem in Kennedy Town, Wan Chai und Sai Kung.

Recht neu in der Szene ist Three Keys Craft Space, ein eher handwerklich geprägter Platz in Wan Chai, der sich gut in ein Umfeld einfügt, in dem bereits Foto Studios und Kreativ Start-ups beheimatet sind. Nach Aussage von Gründer Rocky Yip, auch Mitgründer der Entendre Studios für Marken- und Grafikdesign, sind die 325 Quadratmeter für verschiedene Gruppen von Illustratoren bis Erfinder attraktiv. „Wir wollen nicht nur den Platz zur Verfügung stellen, sondern auch die Möglichkeiten, sich kennenzulernen und zusammen zu arbeiten.“

Bei Three Key Craft Space können Illustratoren und Architekten ihre Arbeiten detailliert auf Papier gestalten, eine Werkstatt widmet sich Holz und Metall. Der Textilbereich bietet Nähmaschinen und Tische zur Zeichnungserstellung und inzwischen können angehende Modedesigner mit dem hausinternen Modedesigner Jade Yip arbeiten. Er ist der Gründer der von den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts inspirierten Modelinie Doll Dizzy.

Zu den Events der letzten Zeit im Three Keys Craft Space gehörten ein Muttertags-Workshop, in dem eine Holzbox für Schmuck kreiert wurde und ein Workshop mit dem bekannten US Fotografen Andrew Crane, dessen Thema das nasse Kollodiumverfahren in der Fotografie, seine Geschichte und Theorie sowie dessen heutige Relevanz war. „Fotografie ist sehr populär in Hongkong und nicht viele kennen den Tintype Fotografie-Prozess. Daher glaubten wir, dass das Event zur Einführung in diese alte und vergessene Technik gut aufgenommen würde. Zudem wollen wir eine breite Auswahl von kreativen Disziplinen in unsere Workshop-Serie integrieren,“ erklärt Yip.

Das im Januar eröffnete MakerBay liegt in Kowloons Yau Tong Distrikt. „Wir haben diesen Standort ausgewählt, weil wir industriellen Raum benötigten, der erschwinglich und gut erreichbar ist. Yau Tong ist nur eine Station per MTR von Hong Kong Island aus erreichbar und zwei Stationen von Kowloon aus,“ so Managing Director Fiona Ching. Die Zielgruppe von MakerBay sind Kreative, denen man Werkzeuge, Ausrüstung und Platz zur Verfügung stellt. „Wir haben eine Fläche von rund 100 Quadratmetern mit Geräten etwa für 3D-Druck sowie für Laserschneiden von Holz und Metall.“ Insgesamt gibt es dort sechs kleine Studios.

Die Bereiche für die Holz- und Metallbearbeitung sind sehr beliebt, da sie zu den wenigen in Hongkong gehören, die solche Kurse anbieten. „Beliebt sind auch 3D-Druck, Drohnenaufbau und Möbelherstellung aus Paletten.“ Laut Fiona Ching wecken die Workshops auch das Interesse von Investoren und Start-ups, darunter Wissenschaftler, Ingenieure, Künstler und Handwerker.

Wichtig sei die Zusammenarbeit mit anderen Makerspaces in Hongkong, betont Ching. „Wir haben eine sehr gute Verbindung mit anderen Anbietern in Hongkong und arbeiten viel zusammen. So ist etwa ein Mitglied von Dim Sum Labs bei uns Ausbilder für 3D-Druck-Erstellung.“ Zudem habe man zur Förderung des Systems eine Karte mit Makerspaces in Hongkong erstellt.

Was MakerBay von anderen unterscheidet, ist der Fokus auf soziale und ökologische Auswirkungen, für die man laut Ching mithilfe der Technologie Lösungen finden wolle. Nach Aussage des MakerBay Gründers Cesar Harada habe man aus verschiedenen Gründen Hongkong als Basis gewählt. „Man kann hier leicht ein Unternehmen gründen, es gibt ein etabliertes Finanz- und Rechtssystem, niedrige Steuern, eine internationale Gemeinschaft sowie fleißige und flexible Mitarbeiter.“ Diesen Monat beginnt eine Serie von Veranstaltungen zum Thema Elektroauto, zu denen unter anderem ein Hackathon und ein sechswöchiges Sommerevent für den Bau eines funktionsfähigen Elektroautos gehören. Höhepunkt wird schließlich das Formel E-Event im Oktober sein, wo man das Auto im Formel eVillage während des Rennwochenendes vorstellen wird.

MakerLab wurde im April in Quarry Bay eröffnet und konzentriert sich auf die Anwendung digitaler Fertigungsverfahren für den Aufbau des Internet of Things (IoT), Smart Devices und Hardware-Produkte. Ein internes Team von Experten für digitale Fertigungsverfahren, Architekten und ein Informatikexperte stehen zur Verfügung, um den Nutzern bei der Vermarktung der Prototypen zu helfen. Eines der Ziele ist, so Mitgründerin Eda Chow, den Zugang zu 3D-Druckern zu ermöglichen und ihre Anwendung zu fördern. „In Bezug auf den Einsatz des 3D-Drucks liegt Hongkong etwas zurück, daher wollen wir unsere Nutzer dazu anregen, diese Technik einzusetzen und Spaß bei der Kreation zu haben.“

Die typischen Klienten von MakerLab sind Investoren, die Maschinen und speziell 3D-Drucker benötigen. Es sei teuer, in einen 3D-Drucker zu investieren und sie seien nicht einfach zu benutzen. Daher biete man einen Beratungsservice für Mitglieder an.

Derzeit sprechen MakerLab und MakerBay über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. „Wir haben einen unterschiedliche Maschinenpark und können unsere Mitglieder an den jeweils anderen verweisen, zum Beispiel wenn jemand nach einem Holzbearbeitungskurs sucht,“ so Chow. Sie sieht für die Makerspaces in Hongkong großes Wachstumspotential. „In Taiwan gibt es zum Beispiel eine sehr ausgereifte Maker-Kultur mit vielen Niederlassungen in den Städten und Universitäten und die Kinder lernen 3D-Druck bereits in der Schule. Makerspaces in Schulen und Universitäten sowie Bürgerzentren und Büchereien, wie etwa in den USA üblich, zu etablieren ist wichtig. Wir müssen sicherstellen, dass normale Menschen Zugang zu diesem Equipment bekommen,“ ist Chow überzeugt.

Der Partner von MakerLab im Bereich der 3D-Druck-Lösungen ist Stratasys. Das Unternehmen ist derzeit in Gesprächen mit der Hong Kong Polytechnic University zum Aufbau eines Fertigungslabors, während MakerLab mehr Plätze in Schulen einrichten will. „Wir sprechen mit einigen der internationalen Schulen in der Metropole, um zu sehen, wie sie 3D in ihre Lehrpläne aufnehmen können,“ erzählt Chow.

Nach Ansicht von Chow gebe es viele Vorteile für die Nutzung von Makerspaces in Hongkong. „Die finanzielle Unabhängigkeit von Hongkong macht es zu einem guten Umfeld, um neue Produkte zu einzuführen. Es ist leicht, in der Metropole eine Firma zu gründen und ein Büro zu eröffnen. Wenn die Prototypenfertigung ansteht ist Shenzhen in der Nähe und auch für die Massenproduktion ist dies ein idealer Standort.“ Als ein Mentor des Hong Kong Cyberport Inkubations Programms arbeitete Eda Chow mit der Hardware IoT Plattform Ingdan.com zusammen, um während des Hong Kong International Entrepreneur Festival im vergangenen Dezember eine Kunstinstallation aufzubauen, die fortschrittliche digitale Fertigungstechnik und 3D-Modelliertechniken verband. „Die Kunstinstallation war ein gutes Beispiel, wie man digitale Fertigungstechnik einsetzen kann.“ Mit dem Thema 3D-Druck wird MakerLab auch an der Maker Messe im November in Hongkong teilnehmen.

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