Der Währungsexperte Ebury hat die Geschichte des Geldes genauer betrachtet und sich für die Zukunft gefragt, wie eine bargeldlose Gesellschaft aussehen könnte.
London, 07. Juli 2016 – Jüngst beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), bis Ende 2018 den 500 Euro-Schein aus dem Verkehr zu ziehen, da die große Stückelung der Organisierten Kriminalität, Schwarzarbeit und Terrorfinanzierung (im spanischen Volksmund hieß der Schein übrigens „Bin Laden“ – es war bekannt, dass er existierte, doch ward er nie gesehen ) Vorschub leiste. Gleichzeitig erklärten sowohl die EZB als auch die Bundesbank, weiterhin an Bargeld festhalten zu wollen. Wie eine Welt ohne Bargeld aussehen würde und was Geld im eigentlichen Sinne ist, hat der Londoner Währungsexperte (www.ebury.de) Ebury zusammengestellt.
Geld, wie wir es heute kennen und nutzen, hat eigentlich keinen real hinterlegten Gegenwert mehr, sondern beruht auf der gesellschaftlichen Übereinkunft, es als Zahlungsmittel anzuerkennen. Das war nicht immer so. Bevor das Geld in die Welt kam, begnügten sich die Menschen mit dem Handel von Naturalien. Mit der Zeit erwies sich das als unpraktisch, so dass sich viele Kulturen eine Verrechnungseinheit einfallen ließen, die in dem Kulturkreis als begehrt galt: Muscheln oder Edelmetalle etwa.
Münzgeld
Getreide oder Vieh konnte genau wie Silber und Gold gegen eine Ware gehandelt werden und nahmen somit die erste Geldfunktion ein. Um 1000 v. Chr. dienten kleine Gegenstände aus Bronze und später gestanzte Platten aus Metallen zum Eintausch, die bald mit Herrschaftsprägungen versehen wurden. Krösus, der schon zu Lebzeiten legendäre König von Lydien, verdankte seinen beispiellosen Reichtum dem Umstand, dass er um 650 v. Chr. die Münzprägung erfand und damit den Handel revolutionierte. Zum ersten Mal hatten Goldmünzen damit eine verlässliche Standardlegierung und mussten nicht mehr gewogen oder geschätzt werden.
Papiergeld
Die Chinesen waren die Voreiter des Papiergeldes und stellten schon im 10. Jahrhundert die ersten Scheine her, wobei diese Scheine, ähnlich wie im europäischen Mittelalter, nicht als Bargeld verstanden werden können, sondern vielmehr Kassenanweisungen waren, die von Bankiers in Münzen ausgezahlt wurden. Nur so konnte sich ein Vertrauen zu den Papierscheinen entwickeln, denn ihr Wert war jederzeit in Münzen aufwiegbar. Europa folgte mit der Entwicklung von Banknoten, die als Ersatz von fehlendem Münzgeld dienen sollten, erst über 500 Jahre später. Der Handel erlebte einen Quantensprung, als sich im 13. Jahrhundert in den oberitalienischen Städten Florenz, Genua, Perugia und Siena das Bankenwesen herausbildete, während im 14. Jahrhundert im islamischen Kulturraum das Hawala-System entstand, das Überweisungen über große Entfernungen ermöglichte. Erst im 19. Jahrhundert konnte sich das Papiergeld als Zahlungsmittel endgültig durchsetzen, denn bei großen Geldbeträgen erwies sich der Handel mit Münzen als umständlich.
Elektronisches Geld
Mit der Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems entfiel nach 1973 die Gold-Deckung des US-Dollar, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Leitwährung fungierte. Spätestens seit diesem Zeitpunkt sind Bar- und Buchgeld eigentlich bloß virtuelle Werte. Zusätzlich hat die fortschreitende Technologisierung mittlerweile viele Prozesse vereinfacht; Online-Banking und E-Commerce etwa sind nicht mehr wegzudenken. Bargeld spielt eine immer geringere Rolle im Wirtschaftsverkehr.
Doch was geschieht, wenn das Bargeld der Gesellschaft weiterhin entzogen würde? Das Beispiel Schweden erlaubt eventuell einen Blick in die Zukunft. Selbst Kleinstbeträge werden elektronisch bezahlt und noch in der abgeschiedensten Bergregion Lapplands wird ein Kartenlesegerät zur Zahlung angeboten. Zwar führte die schwedische Reichsbank erst kürzlich eine neue Serie von Kronen in Münz- und Papierform ein, trotzdem machen verschiedene Faktoren das bargeldlose Zahlen für die Schweden so attraktiv, nämlich die Entfernung zum nächsten Geldautomaten in dem weitläufigen Land, der Glaube an den technologischen Fortschritt und an die eigene Regierung. Dazu kommt, dass die Abschaffung von Bargeld etwa Banküberfälle schlagartig reduziert. Transaktionen sind für Kreditinstitute jederzeit nachvollziehbar, wodurch plötzliches Hin- und Herschieben von großen Summen auf unbekannte Konten Misstrauen weckt. Ob die Datensicherheit gewährleistet werden kann, bleibt dahingestellt.
Die bargeldlose Gesellschaft
Im Grunde genommen ist die Gesellschaft bereits mehrheitlich bargeldlos organisiert. Nur noch ein Bruchteil des Geldes liegt in physischer Form vor; stattdessen wird es lediglich elektronisch als Buchgeld verwaltet. Laut Bundesbank war das Gesamtvolumen der Sichteinlagen im Euroraum im November 2014 mit 4.858 Milliarden Euro mehr als fünfmal so groß wie der Bargeldumlauf mit 957 Milliarden Euro. Ende März 2016 befanden sich Euro-Scheine im Gesamtwert von 1,07 Billionen Euro im Umlauf, was einer Verfünffachung der Menge seit Einführung des Euro 2002 bedeutete. In der Zwischenzeit waren sieben kleinere Volkswirtschaften der Euro-Zone beigetreten.
Die indische Regierung führt gerade flächendeckend einen Ausweis mit biometrischen Merkmalen ein, das System heißt Aadhaar („Basis“). Zunächst geht es darum, dass Milliardenvolk noch in den entlegensten Regionen sämtlich zu registrieren und Berechtigten Zugang zu staatlichen Mitteln zu ermöglichen. Aadhaar lässt Startups und Finanzinstitute in dem Land mit schwacher Infrastruktur noch von ganz anderen Dienstleistungen träumen und erst jüngst kündigte die Zentralbank die Einführung eines einheitlichen Bezahlsystems auf Basis von Aadhaar an. Somit könnte Bargeld in Indien bald Geschichte sein.
Doch ist ein bargeldloser Finanzzyklus wirklich erstrebenswert? Auf den ersten Blick mag elektronisches Geld der herkömmlichen Kriminalität das Wasser abgraben, allerdings ermöglichen Online-Banking und E-Commerce Cyber-Kriminellen, ihren Opfern in bisher unbekannter Größenordnung zu schaden. Jüngst wurde die Zentralbank von Bangladesh nur deswegen um lediglich 81 Millionen statt zwei Milliarden Dollar erleichtert, weil sich die Hacker, die Zugangsdaten für Zahlungsüberweisungen erbeutet hatten, einen Tippfehler leisteten. Umgerechnet in 500 Euro-Scheine wären das beim heutigen Dollar-Kurs übrigens 145.370 Stück und in Bargeld entspräche diese Summe vermutlich dem größten Bankraub aller Zeiten.
Grundsätzlich können sämtliche Transaktionen nachvollzogen werden, dies birgt aber einerseits die Gefahr einer vollständigen Überwachung und andererseits verschieben sich Geschäfte mithilfe von BitCoins und ähnlichen Krypto-Währungen, die von Kriminellen gerne zur Geldwäsche und Verschleierung verwendet werden, in die Tiefen des Darknet.
Mit einer bargeldlosen Gesellschaft geht auch ein Grundvertrauen in ein fortwährend stabiles technologisches Netzwerk einher, das niemals zum Stillstand kommen dürfte. Im Falle eines vollständigen Stromausfalls käme der Handel zum Erliegen und alte Schmuckstücke würden zum Tausch gegen ein Brot hervorgekramt – willkommen im Mittelalter.
Die Tücken des E-Cash
Eine bargeldlose Gesellschaft stößt manchmal erstaunlich schnell an ihre Grenzen.
Seit 2012 sind in Großbritannien, den USA und Schweden bargeldlose Festivals im Trend. Man zahlt mit einem ins Eintrittsarmband integrierten Chip. Eben jener wurde 2014 beim Bråvalla-Festival den Besuchern zum Verhängnis: Das Bezahl-System brach zusammen und Tausende durstige Festival-Gänger saßen auf dem Trockenen. Letztlich kamen altmodische Schuldscheine (IOUs) zum Einsatz, um die Getränkesituation zu retten.
Auch Touristen aus Ländern, in denen wie in Deutschland Bargeld noch eine große Rolle spielt, könnten vor unerwarteten Problemen stehen: Bevor sie verreisen, tauschen sie ihr Geld zu einem guten Wechselkurs um, um an ihrem Reiseziel festzustellen, dass sie mit ihren Mengen an Bargeld nichts finanzieren können.
Mit der Einführung des SEPA-Zahlungssystems wurde zwar eine gesamteuropäische Infrastruktur geschaffen, die es genau wie in Schweden ermöglicht, eine bargeldlose Gesellschaft zu errichten. Diese könnte aber ganze Bevölkerungsschichten ausgrenzen. Denn eine reine immaterielle Zahlungsweise setzt den Zugang zu einem Konto, den Besitz einer Giro-Karte und möglicherweise eines Smartphones voraus – für viele selbstverständlich, doch bei weitem nicht flächendeckend vorhanden.
Der 500 Euro-Schein spielt im normalen Wirtschaftsverkehr keine bedeutende Rolle, seine Abschaffung wird keine negativen Effekte zeitigen. Ganz auf Bargeld zu verzichten, scheint auf absehbare Zeit aber unmöglich zu sein. Wie Währungssysteme in der Zukunft aussehen könnten, stellt Ebury in Kürze vor.
Über Ebury
Ebury ist ein Londoner FinTech-Unternehmen, das speziell kleinen und mittelständischen Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen für internationale Finanztransaktionen bietet. Mit Ebury können Unternehmen schnell und einfach Zahlungen ausländischer Kunden in fremden Währungen empfangen, Geld zwischen international ansässigen Tochtergesellschaften transferieren, Rechnungen in über 140 Währungen begleichen und dabei von bis zu 150 Tagen Kredit profitieren und so die Liquidität erhöhen. Zudem ermöglicht Ebury Unternehmen die strategische Planung von Risiken durch Währungsschwankungen. Ebury wird von der britischen Finanzaufsicht reguliert, ist Träger des FinTechCity’s FinTech50-Awards und trägt kontinuierlich Daten zum Bloomberg Forecast (FXFC) bei. Das Unternehmen verzeichnet bereits über 10.000 Kunden, die Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als zehn Milliarden Euro in den letzten drei Jahren getätigt haben. 2009 in London gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute knapp 300 Mitarbeiter an fünf Standorten.
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