„Bunt statt blau“ oder „Stay gold“ –
mit solchen Botschaften werben immer wieder Kampagnen unter Jugendlichen gegen das „Komasaufen“ und für einen verantwortlichen Umgang mit Alkohol. Besonders eindringlich wendet sich die Kampagne „P.A.R.T.Y.“ weltweit gegen eine fatale Kombination, die bei jungen Menschen häufig zu schweren Verletzungen führt: die aus Alkohol und Straßenverkehr. Bezeichnenderweise ist die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie einer der Vertreter der Kampagne. Schließlich sind es die Unfallchirurgen, die die schwersten Folgen von Alkoholkonsum zu sehen bekommen. Denn sie behandeln häufig die Opfer. Auch im Klinikum Ingolstadt erfahren am 7. Juli rund 100 Schüler der Fronhofer Realschule, wie schwerwiegend die Folgen sein können, wenn der Alkohol am Steuer die Sinne benebelt.
Abends mit Freunden weg. Ein, zwei Bier gehen schon, sagen sie. Und etwas Hochprozentiges zum Anstoßen – schließlich gibt es was zu feiern. Und das Auto kann schließlich stehen bleiben. Oder doch nicht? So schlimm ist es doch nicht. Ein Taxi ist eh zu teuer, und wie kommen wir sonst nach Hause? Ach komm, die paar Kilometer passiert schon nichts. So oder so ähnlich lassen sich manchmal die Gedankengänge von jungen Menschen zusammenfassen, wenn sie abends nach einer Party ins Auto steigen und losfahren – ohne zu wissen, dass sie nicht zu Hause, sondern in der Notaufnahme ankommen werden.
„Gefährliche Kombination“
Tausende solcher Verkehrsunfälle gerade mit Beteiligung junger Verkehrsteilnehmer passieren jedes Jahr in Deutschland. „Gerade jetzt im Sommer haben wir jede Woche oft mehrere solche Fälle“, sagt Prof. Dr. Michael Wenzl, der Direktor der Chirurgischen Klinik II im Klinikum Ingolstadt. „Nicht selten ist dabei Alkohol im Spiel“, so Wenzl weiter. Der enthemme die jungen Menschen, hinzu komme Übermut und Müdigkeit. Gleichzeitig fehle zudem oft die Erfahrung im Straßenverkehr. „Eine gefährliche Kombination“, warnt der Leiter der Klinik, die auf Unfallchirurgie spezialisiert ist. Der Konsum von Alkohol führe oft dazu, dass die jungen Menschen Geschwindigkeiten und Situationen im Straßenverkehr falsch einschätzten – eine Kurve wird so schnell zum lebensgefährlichen Risiko.
Als vor Kurzem die Fronhofer Realschule aus Ingolstadt bei ihm anfragte, ob man im Rahmen des „P.A.R.T.Y.“-Tags zum Thema Alkohol und Unfälle ins Klinikum kommen dürfe, überlegte Wenzl daher nicht zweimal. „Das ist eine ganz tolle Aktion, die wir sehr gerne unterstützen“, sagt der zweifache Familienvater. Auch wenn seine Kinder mit 24 und 25 schon etwas älter und in dieser Beziehung recht vernünftig seien, wie er sagt, kennt er die Situation und die Sorgen der Eltern und hilft gerne dabei, das Bewusstsein für die Gefahren von Alkohol im Straßenverkehr unter den Jugendlichen zu schärfen.
Denn genau darum geht es bei der Aktion „P.A.R.T.Y“. Das Akronym steht für „Prevent Alkohol and Risk Related Trauma in Youth“, also die Prävention von (Verkehrs-)Unfallverletzungen unter Jugendlichen, die häufig durch Alkohol- oder Drogenkonsum, Selbstüberschätzung oder bewusste Nachlässigkeit verursacht werden. Die Idee dafür wurde vor 30 Jahren von einer Krankenschwester in Toronto ins Leben gerufen und wird seitdem von Ärzten und Kliniken vorangetrieben. Nach 30 Jahren ist „P.A.R.T.Y“ nach eigenen Angaben eines der weltweit erfolgreichsten Präventionsprogramme für Schulklassen und Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren in Zusammenarbeit mit führenden Unfallkliniken.
„Helmlos ist hirnlos“
Auch das Klinikum beteiligt sich nun an der Aktion und möchte in Ingolstadt dazu beitragen, Jugendliche zu sensibilisieren, und ihnen Wege aufzuzeigen, wie man auch einmal „nein“ sagen kann zu Alkohol, wenn man später noch Auto fahren muss – oder eben mit dem Fahrrad. „Viele junge Leute denken: ,Fahrradfahren kann ich doch immer, auch wenn ich ein wenig mehr getrunken habe'“, sagt Wenzl. Seine Erfahrung als Unfallchirurg und Notfallmediziner lehrt ihn etwas anderes. „Fahrradfahren ohne Helm ist mindestens genauso gefährlich wie Autofahren ohne Airbag und Sicherheitsgurt“, betont er. „Helmlos ist hirnlos.“
Auch wenn das vielleicht ein wenig provokativ formuliert sei – die Kopfverletzungen nach Fahrradstürzen, die er gesehen hat, führen genau zu diesem Fazit. Dasselbe gelte für Alkoholkonsum am Steuer. Einige Eindrücke davon wollen er und weitere Experten im Klinikum beim „P.A.R.T.Y.-Tag“ den rund 100 Realschülern vermitteln – und zwar weitgehend ungeschönt. „Ich habe schon einige böse Bilder herausgesucht“, kündigt Wenzl an. „Aber so sieht einfach die Realität aus.“ Und die sei einfach am abschreckendsten, da ist sich Wenzl sicher. Und darum gehe es schließlich: den Jugendlichen klar zu machen, dass das Ganze kein Spiel sei, sondern für viele junge Menschen, die später mit den Folgen leben müssten, bittere Wirklichkeit.
Zudem erfahren sie nach einer Begrüßung durch Wenzl sowie Heribert Fastenmeier, dem Geschäftsführer des Klinikums, an mehreren Stationen auch mehr darüber, wie in der Notfallklinik und in anderen Bereichen des Ingolstädter Schwerpunktkrankenhauses geholfen werden kann. Oder bei einer Vorführung mit einer speziellen Hightechpuppe zum Beispiel, wie eine Wiederbelebung funktioniert und wie man im Ernstfall helfen kann. Und sie besuchen neben der Unfallchirurgie auch die Intensivstation und die Physiotherapie, wo häufig auch Unfallopfer versorgt werden. Auch die Polizei ist mit dabei und vermittelt den Schülern, was unter Alkoholeinfluss am Steuer alles nicht so gut funktioniert und warum Fahrradfahren unter Alkoholeinfluss nicht nur sehr gefährlich, sondern schon deshalb auch nicht ohne Grund verboten ist.
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Medizinische Kompetenz, erstklassige Versorgung und individuelle Betreuung – im Klinikum Ingolstadt ist jeder Patient in guten Händen. Bestmögliche Behandlung und Therapie garan-tieren die national und international anerkannten Mediziner in den Kliniken und Instituten sowie den Belegkliniken.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Spezialisten ermöglicht umfassende me-dizinische Betreuung und Beratung. Auch in unvorhersehbaren Notfällen ist stets ein Spezia-list vor Ort, und kurze Transportwege erhöhen den Komfort.
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