„Wagner in Budapest“ und „Die Meistersinger von Nürnberg“ zum Abschluss 2016

Das MiR in Budapest, „ein befreites, lustvolles Arbeiten …“, so Generalintendant Michael Schulz vom Musiktheater Im Revier, Gelsenkirchen

Bild(von Dieter Topp). Im Rahmen des Festivals „Wagner in Budapest“ wurden zum Abschluss 2016 „Die Meistersinger von Nürnberg“ im Palast der Künste (kurz: „Müpa“) als Wiederaufnahme von 2013 aufgeführt. Die Inszenierung stammt von Michael Schulz, Generalintendant MIR, Gelsenkirchen, dessen Kostüm- und Requisitenabteilung das Ihrige zu einer Nürnberger Atmosphäre des 16. Jahrhunderts mit gekonnten Stilelementen (Bühnenbilder Dirk Becker, Kostüme Renée Listerdal) beitrugen. Von dezenten mittelalterlich-christlichen Bildern bis hin zum gewaltigen Großgemälde der Festwiese stimmt das Ambiente.

Viele haben sich an diesem Werk schon versucht, darunter auch die Urenkelin des Komponisten auf dem Bayreuther Hügel. Ádám Fischer, künstlerischer Leiter der Festspiele und am Dirigentenpult des gesamten Festivals, will nach eigener Aussage „nicht an Text und Musik herumspielen“ und steuert das Ungarische Radio- und Symphonieorchester mit Liebe zum Detail und Wagner getreu in allen Feinheiten und Nuancen durch das Gewaltepos.

Sieben Stunden vergehen wie im Flug: Alles ist perfekt, was das Publikum zu jeder Pause und frenetisch beim nicht enden wollenden Abschlussapplaus zelebriert. Die 1.600 Besucher in der Nationalen Béla Bartók Konzerthalle lassen sich in den Bann Wagners verführen. Kaum einen Unterschied macht man zu James Rutherford (Hans Sachs), und Gábor Bretz (Veit Pogner), der mir ein wenig zu reserviert erschien. Das ungarische Publikum liebt ihre Interpreten, Sachs, Walther, Eva,… gleich welcher Provenienz. Zoltán Megyesi (Balthasar Zorn), Domonkos Blazsó (Konrad Nachtigall), Bo Skovhus (Sixtus Beckmesser), der mir persönlich am imponierendsten auftrat, Jürgen Linn (Fritz Kothner), Tivadar Kiss (Kunz Vogelsang), József Caspó (Ulrich Eisslinger), Lars-Oliver Rühl (Augustin Moser), Piotr Prochera (Hermann Ortel), Ferenc Cserhalmi (Hans Schwarz), Lázló Jekl (Hans Foltz), Daniel Kirch (Walter von Stolzing), Annette Dasch (Eva), Norbert Ernst (David), Gudrun Pelker (Magdalene), Dömötör Pintér (Nachtwächter) werden mit Recht auf Händen getragen.
Und das ist auch Verdienst von Michael Schulz, dem es gelungen ist, Leben in die halbszenische Inszenierung zu bringen, immer wieder Tempo und manches Mal Action, so dass man unweigerlich vom Geschehen eingesogen wird. Der Bogen ist gespannt zwischen Ironie und Bourgeoisie: „Die Zeit am MüPa bei den Wagner-Wochen habe ich in allerbester Erinnerung. Es ist natürlich sportlich, die sechsstündigen „Meistersinger“ in 10 Tagen bei drei Proben pro Tag auf die Bühne zu stellen. Aber bei einem so unglaublich großartigen Cast mit u.a. Annette Dasch, Bo Skovhus, James Rutherford und dem Pultzauberer Ádám Fischer war die Arbeit von beglückender Intensität und Freude geprägt. Unser Anspruch lag darin, dem Werk als volkstümlicher Komödie zu begegnen und dem Zuschauer zu überlassen, die seltsamen ideologischen Postulate des Historismus zu entdecken und zu hinterfragen, gleichzeitig dem geistreichen Witz der Partitur Raum zu geben. Das mögen manche naiv finden, für mich war es in Zusammenhang mit diesem Werk befreites, lustvolles Arbeiten,“ resümiert der MIR Generalintendant.
Der Ungarische Rundfunkchor und der Nationalchor, einstudiert von Zoltán Pad und Csaba Somos, dessen erster Auftritt auf den Rängen und rund um die Riesenorgel allein schon einen imponierenden Start vorlegt, trägt zum akustisch-kulinarischen Höhepunkt der Meistersinger 2016 bei.

Warum also nicht in die Budapester Ferne schweifen und zu erschwinglichen Preisen erstklassigen Wagner genießen, wenn in der Nähe Bayreuth durch stets ausverkauftes künstlerisches Gerangel besticht. Das „Wagner in Budapest“- Festival brilliert durch eine Wagnersänger Welt-Elite und seinen „Könner am Pult“, Ádám Fischer.

Weitere informationen unter www.mupa.hu

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