Der Sportmediziner und Hobby-Triathlet Dr. med. Jochen Hansel war zu Besuch am Campus Stuttgart und sprach über Sport, Bewegung, Gesundheit und am Ende auch über die Frage, ob ein Glas Wein am Abend e
Wir alle kennen die Klischees, die den Sport bedienen: „Sport ist Mord“, „Sport ist gesund“ oder dass jeder mindestens dreimal in der Woche 30 Minuten joggen gehen sollte. Doch welches dieser Klischees entspricht auch der Wahrheit? An welchem Ziel sollten wir uns orientieren, wenn wir Sport machen? Und wo liegt die Grenze zwischen gesundem und ungesundem Sport?
Fragen über Fragen, die Dr. med. Jochen Hansel im alltäglichen Leben begleiten und die er vor den interessierten Studierenden der Vorlesung „Sportwissenschaft und -Ökonomie“ von Prof. Dr. Johannes Heil auf unterhaltsame Weise beantwortete. Hansel ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin, seit 2015 Ärztlicher Leiter bei der ias PREVENT GmbH am Standort Stuttgart und im Privatleben leidenschaftlicher Triathlet. Hansel weiß also von den Motivationen, die den Sportler antreiben – und er weiß von den Risiken, die im Sport verankert sind.
Risiken? Ja! Zwar steht für die meisten Menschen die Gesundheit beim Sport im Vordergrund, doch wenn jemand an einem Marathon teilnimmt, heißt das nicht automatisch, dass dies auch gesund sei. „Sport ist nicht gleich Sport“, so Hansel. Es bestehe eine gewaltige Diskrepanz zwischen Gesundheitssport und Leistungssport – und man gibt sich zunächst der Illusion hin, dass alle Menschen, die Sport treiben auch gesund sind. „Das hat aber erstaunlich wenig miteinander zu tun“, betont Hansel. Und Beweise, dass Marathonlauf gesund sei, gibt es nicht.
Hansel zeigt aber, dass zum Beispiel Bluthochdruck oder Übergewicht durch gezielte Bewegung verbessert werden (abgesehen von einer gehörigen Portion genetischer Prädestination, die bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine große Rolle spielen). Schon deswegen sei es durchaus wichtig, etwas für die Beweglichkeit und die Gesundheit zu tun. Auch ließen sich bei Patienten mit dem Diabetes Typ II nicht selten signifikante Verbesserungen durch Bewegung erzielen. Regelmäßige Spaziergänge durch den Park fördern das Herz-Kreislauf-System, wie Hansel zeigen kann – „und mit Spaziergängen kann sich wahrscheinlich ein größerer Prozentsatz der Bevölkerung identifizieren als mit Gewichte stemmen im Fitnessstudio oder Marathonstrecken.“
Apropos Marathon. Wie schafft es ein Sportler, sich auf so eine gewaltige Strecke vorzubereiten, wenn er das denn will? Jetzt lernen die 30 Studenten alles Relevante über das Zusammenspiel von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen kennen, über Adenosintriphosphat (ATP) und über den Unterschied zwischen aerober und anaerober Energiegewinnung. Bei diesen Betrachtungen hob der Referent hervor, dass nicht jeder dafür gemacht sei, Langstrecken zu laufen oder Extremsport zu betreiben – je nach Beschaffenheit der Muskeln und weiterer individueller Faktoren.
Der Vortrag endete dann mit einer sehr guten Nachricht: gegen ein Gläschen Wein am Abend sei überhaupt nichts einzuwenden, so Hansel, im Gegenteil! Sagt es, freute sich über die gute Flasche Wein, die er überreicht bekam und fuhr nach Hause – mit dem Fahrrad versteht sich.
Elisa Paa, Studentin Sport- und Eventmanagement, 2. Semester
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