Die ehemalige Salzgewinnungs-Gemeinde Yim Tin Tsai in Hongkong wird durch ein von den Einwohnern initiiertes Restaurierungsprojekt mit neuem Leben erfüllt.
Vor wenigen Jahren kämpfte eine kleine, abgelegene Insel in Hongkong um ihr Überleben. Die dort traditionelle Industrie – die Salzgewinnung – war schon lange eingestellt, die Dorfschule geschlossen und angesichts der zurückgehenden Einwohnerzahl schien die Zukunft düster.
Heute ist Yim Tin Tsai wieder ein belebter Ort: die Salzbecken sind erneut funktionsfähig und aus der ehemaligen Schule wurde ein Heritage Centre. Die Gemeinde stand zusammen und erweckte das fast vergessene 300 Jahre alte Hakka-Dorf zu neuem Leben und zu Hongkongs neuester Eco-Touristenattraktion. Für die Salzpfannen von Yim Tin Tsai gab es 2015 sogar einen UNESCO-Preis.
Mit dem Asia-Pacific Heritage Award 2015 erkannte der Prüfungsausschuss der UNESCO an, dass die Initiative eine vergessene Form des industriellen Erbes würdige und bei den Erhaltungsmaßnahmen an die Grenzen des Möglichen gegangen sei.
Aus den Aufzeichnungen des Award-Gremiums geht hervor, dass wegen des Mangels an historischen Aufzeichnungen die Restaurierung mithilfe einer In-Situ-Untersuchung vorangetrieben wurde. Für die Erhaltungsmaßnahmen wurden lokale Baumaterialien verwendet und einfache Techniken eingesetzt, um die Salzpfannen wieder funktionstauglich zu machen. Mittlerweile sind diese ein Bildungsobjekt für Studenten und ein beliebtes Reiseziel für Naturtouristen.
„Das Projekt, das von Mitgliedern der Chan-Familie, die die Salzpfannen ursprünglich gebaut haben, angestoßen wurde, hat das Interesse an der Geschichte von Hongkongs früherer Entwicklung neu aufleben lassen und zeigt einen innovativen Ansatz zum Schutz von Industriekulturen“, so ein Sprecher der UNESCO.
Der Award baut auch auf den Status der katholischen Kirche der Insel, der St. Josephs Kapelle, auf. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist bereits seit 2005 mit einem UNESCO-Award für die Erhaltung des kulturellen Erbes ausgezeichnet. Auf einer Klippe gelegen begrüßt die Kapelle schon von Weitem die Besucher, die per Schiff anreisen.
Mit dem Schiff ist Yim Tin Tsai nur 15 Minuten vom öffentlichen Pier Sai Kung in den New Territories entfernt. Bis sie Mitte der 90er Jahre verlassen wurde, war die Ortschaft für Generationen eine eigenständige Gemeinde, die von der Salzgewinnung, der Landwirtschaft und der Fischerei lebte. Der Name des Ortes war ihr Markenzeichen: auf Kantonesisch bedeutet Yim Tin „Salzbecken“ und Tsai „Viertel“.
Nicholas Chan, ein Nachkomme der Inselpioniere berichtet, dass die Einwohner des Dorfes – rund 30 bis 40 – nach der Ankunft eines Missionars in den 1860er Jahren zum Katholizismus konvertierten. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts begann der Wegzug der Einwohner, aber sie kamen zweimal pro Jahr zurück, um am Fest des Heiligen Joseph und dem jährlichen Dorftreffen teilzunehmen. Seitdem die Kapelle vor etwa 12 Jahren wiederaufgebaut wurde, nehmen immer mehr Menschen an den Feierlichkeiten teil.
Das Vorhaben, die Gemeinde durch die Wiederherstellung der Salzgewinnungs-Anlagen wiederaufleben zu lassen, geht auf das Jahr 2007 zurück. Ein Spezialisten-Team untersuchte zunächst, ob der Wiederaufbau überhaupt möglich war. „Zwei Jahre lang erforschte das Team wie die Salzpfannen restauriert werden konnten, den Korrosion-Status und die frühere Funktionsweise“, erzählt Chan.
Im Oktober 2012 hatte dann die Salt and Light Preservation Centre Ltd., eine von der Gemeinde gegründete gemeinnützige Organisation, umgerechnet rund 680.000 Euro für den Wiederaufbau gesammelt. Ein Teil davon stammte aus einem gemeinnützigen Bildungsfond, die andere Hälfte kam von verschiedenen Kirchenorganisationen.
Heute verzeichnet die Insel rund 32.000 Besucher pro Jahr, die mehr über deren interessante Vergangenheit erfahren möchten. Unter den Besuchern sind Forscher, Erzieher, Schüler und Studenten, Familien sowie religiöse Gruppen. Für Chan ist es ein Meilenstein, dass das kulturelle Erbe der Insel nun an nachfolgende Generationen weitergegeben werden kann. „Forscher haben sogar schon einige etwa 2.000 Jahre alte Relikte gefunden. Diese Stücke befinden sich jetzt in unserem Heritage Centre“, erzählt Chan.
Wouter van Male, ein holländischer Unternehmer, der regelmäßig Touren für Hongkongs Einwohner veranstaltet, berichtet, dass sich immer mehr Menschen für eine andere Seite von Hongkong interessieren. „Die Besichtigung alter Hakka-Dörfer, die tolle Aussicht von den Bergen, Schwimmen an einem wunderschönen Strand, etwas über Hongkongs einzigartige Geologie lernen oder einen entspannten Waldspaziergang erleben, die Möglichkeiten sind hier einfach unendlich“, erzählt er.
2014 machte der Unternehmer seine Liebe zu Hongkongs Natur zum Beruf und gab dafür seine Tätigkeit in der Kunststoffrecycling-Branche auf. Ein großer Teil des Hong Kong Geoparks, ein naturbelassenes Gebiet in Sai Kung, zu dem auch abgelegene Inseln gehören, sei sehr schwer ohne örtlichen Führer zu erreichen, so van Male. Aus diesem Grund organisiere er private Bootstouren mit Gruppen von zehn bis 15 Teilnehmern und habe dabei sehr oft Yim Tin Tsai auf dem Programm: Eine Führung durch die Salzgewinnung dauert rund 30 Minuten und wenn man möchte, kann man auch etwas Salz, das jedoch nicht zum Verzehr geeignet ist, als Souvenir kaufen. Die Tour geht dann weiter zur ehemaligen Dorfschule, in der es Ausstellungen über das traditionelle Dorfleben gibt, bis zu den herrenlosen Häusern, in denen die Bewohner alle Habseligkeiten zurückließen.
Generell werden drei verschiedene Touren angeboten: Es gibt Führungen, bei denen die Teilnehmer verschiedene spirituelle Stätten besuchen, um dort zu lernen und zu beten, Naturtouren durch das Mangroven-Ökosystem, die den Teilnehmern die Natur näherbringen sollen sowie kulturelle Touren durch die Salzpfannen, die St. Joseph Kapelle, traditionelle Hakka-Häuser und das Heritage Centre. Seit einiger Zeit können Unternehmen hier auch eintägige Teambuilding-Maßnahmen durchführen.
Obwohl der Wiederaufbau von Yim Tin Tsai in vollem Gange ist, bleiben die Kosten eine Herausforderung. Die Gelder, die anfänglich gespendet wurden, decken nur rund zwei Fünftel der geschätzten 13,6 Millionen Euro für den kompletten Wiederaufbau des 9.290 Quadratmeter großen Geländes ab.
Chan rechnet der Hongkonger Regierung nicht nur die Hilfe bei der Neupflasterung und Sicherung von Straßen und gefährlichen Abhängen hoch an. Er ist auch dankbar für die früher erfolgte Übernahme der Salzpfannen durch die Regierung und die spätere Rückgabe an die Bewohner, damit diese den Wiederaufbau vorantreiben konnten.
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