Goldexperten Mesut Pazarci (PIM GOLD) und Julius Leineweber (PGD) im Gespräch mit Wallstreet Online
Die Entwicklung des Goldpreises ist von unterschiedlichsten Faktoren abhängig. Dazu zählen unter anderem die jeweils aktuellen Tendenzen des US-Dollars sowie des Ölmarktes. In seiner Funktion als Krisenschutz konnte das Edelmetall in der Vergangenheit zudem des Öfteren von Bergab-Phasen der internationalen Aktienmärkte profitieren. Doch wie lauten die Prognosen der Goldexperten in Bezug auf die kommenden Monate? Auf dem Online-Portal Wallstreet Online beantworten Julius Leineweber, Geschäftsführer der PGD GmbH, und Mesut Pazarci, Geschäftsführer der PIM GOLD und Scheideanstalt GmbH, Fragen rund um die Zukunft des Goldmarktes.
Nicht umsonst gilt das Edelmetall als eine der zuverlässigsten Möglichkeiten der Geldanlage, denn mit dem Gold kann überall auf der Welt bezahlt werden und als Sachwert ist es vor der Inflation sicher. Leineweber und Pazarci sind sich einig: Aus charttechnischer Sicht steigt die Spannung auf dem Markt, obwohl sich auf dem derzeit hohen Preisniveau nach einer starken Quartalsperformance eine Bodenbildung abzeichnet. Der Grund dafür scheint die markante Unterstützungszone zu sein, die bei rund 1.220 Dollar liegt. Wie Wallstreet Online berichtet, könnte diese Situation Verkaufsdruck aufkommen lassen.
PIM GOLD-Chef Pazarci: „Größtes Risiko geht von China aus“
In Bezug auf die Frage nach einer etwaigen Bodenbildung auf dem Ölmarkt spricht Julius Leineweber hingegen vielmehr von einer leichten Erholung. „Tatsächlich ist sehr viel Öl auf dem Markt. Wir nehmen eine sich abkühlende Weltwirtschaft wahr“, so der PGD-Geschäftsführer. „Deswegen sehe ich aktuell keine nachhaltig steigenden Ölpreise.“ Leineweber schließt allerdings einen militärischen Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran nicht aus. Dies könnte mittelfristig die Ölpreisentwicklung noch einmal stark beeinflussen.
Auch PIM GOLD-Chef Mesut Pazarci betont im Interview mit Wallstreet Online die Auswirkungen der vielfältigen Probleme, vor denen der gesamte eurasische Kontinent steht. Der Flüchtlingsstrom sei als eines von vielen genannt. Das größte Risiko geht Pazarci zufolge jedoch von China aus: „Dort stehen mittlerweile ganze Städte leer und die Schuldenspanne der Unternehmen liegt bei 160 Prozent der Landeswirtschaftsleistung.“ Durch immer neue Kredite würden diese Firmen einen Ausgleich ihrer Verluste anstreben. Die über viele Jahre hinweg aufgebaute riesige Wirtschaftsblase drohe nun im Falle eines gestoppten Geldzuflusses zu platzen.
PGD prognostiziert schlechte Aussichten für Bargeldzahlung
Auch der jüngste Boom des US-Dollars scheint nun sein Ende zu finden. Da der Dollar an Kaufkraft einbüßt, sobald der Goldpreis in dieser Währung zunimmt, kann das Edelmetall laut Mesut Pazarci als Konstante bezeichnet werden. Wolle man die Entwicklung des Goldkurses prognostizieren, so müsse man eine Analyse für die Aussichten des US-Dollar erstellen. „Immer wieder wird von einem geheimen Abkommen von USA, China, Japan und EU gemunkelt, das für ein Sinken des Dollarkurses sorgen würde“, merkt Pazarci zudem an.
Julius Leineweber rät, den globalen Risiken immer ins Auge zu blicken und Absicherungsstrategien zu verfolgen. Bezugnehmend auf die Bewertung der Aktienmärkte weist er zudem darauf hin, dass auch die gut bewerteten Firmen unter Druck geraten könnten, wenn der Gesamtmarkt Federn lassen muss. Die Prognosen des PGD-Experten für die Barzahlung sehen nach der aktuellen Abschaffung des 500-Euro-Scheins eher mau aus. „Im elektronischen Zahlungsverkehr hat die Industrie einen besseren Überblick über Kundendaten, die Politik würde mehr Kontrolle über die Bürger gewinnen und Banken könnten ihre Gebühren für den elektronischen Zahlungsverkehr sogar nach oben schrauben“, so Leineweber im Gespräch mit Wallstreet Online. Den großen Nachteil bei einer Bargeldabschaffung hätten die Bürger. Diese könnten ihr Erspartes bei einer Bankenpleite nicht mehr abheben.
„Das Edelmetall spricht für sich“ – Gold bleibt sichere Anlageform
Im ersten Quartal 2016 konnte der Goldpreis mit mehr als 16 Prozent einen auffällig hohen Gewinn erzielen, bevor er im April zurückschaltete. Von einer markanten Korrektur möchte Julius Leineweber dennoch nicht sprechen. Die Experten von PIM GOLD und der PGD GmbH gehen aus, dass die Notenbanken in naher Zukunft neue Rekordkäufe tätigen werden. Für das laufende Jahr wird ein durchschnittlicher Goldpreis in Höhe von 1.159 Dollar erwartet und auch für die kommenden Jahre bewegt sich der Erwartungswert nach oben. „Das Edelmetall spricht für sich selbst, wenn man die historische 250-Tage-Volatilität von Gold der des DAX gegenüberstellt“, meint auch Mesut Pazarci.
Die gewohnt „goldhungrigen“ Nationen Indien und China spielten in diesem Jahr eine weniger große Rolle. Die Aufwärtstendenz des Goldpreises begründet Julius Leineweber eher mit den Käufen von ETF-Investoren und Terminspekulanten. Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Nachfrage gerade in Indien wegen einer guten Monsunsaison und dem dadurch steigenden Einkommen im zweiten Halbjahr anziehen wird. Die kommenden Entwicklungen auf dem Goldmarkt bleiben also spannend.
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